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(auf Wände zu schmeißen)

Monday, June 11, 2007

(jo) Putz und Filme! Letztere schmiss am 31. Mai das "Mauerstreifenkino" auf verschiedene fensterlose Mauern rund um den Rabet. Zum Abschluss eine Schleife über Shoppen in asiatischen Metropolen — durch die Scheiben unseres Wächterhauses auf die (noch) unbemalten Wände des Sozialforums im Erdgeschoss. Vor dem Haus gab’s Sternburg und irgend ein Westbier. Die längst untergegangene Sonne glühte von den Mauern (Foto!).

Am gleichen Tag: ganz offiziell Wächterhauseröffnung.
Die Mieter bekamen eine Sammlung unentbehrlicher Baustellentools wie Schippe, Baueimer, Werkzeugbox und Wandtafel. Wir führten stolz (Foto!) unser jüngst freigelegtes Parkett in der Erker-Galerie vor. Andere waren schon weiter. In der zweiten Etage brummelten die Wächterhaus-Vorstände: "Hier isses gemütlicher als bei uns zuhaus!" Das stimmt wahrscheinlich.

Und Putz: Wird auch auf Wände geschmissen, anschließend mit der "Berner Kelle" glattgeschmiert. Wir testen "Rotband Feinputz" und, etwa 30% teurer, "gräfix Haarputz". Letzterer kommt aus dem Ökobaubedarf und ist mit rund 3 cm langen Tierhaaren vermischt. Wir glauben, er bleibt länger elastisch (wichtig, wenn man nach dem Auftrag nochmal nachglätten muss) und die Haare helfen, allfällige technische Mängel (wie das Überputzen von Holzbalken ohne vorheriges Einbringen von Tonklumpen als Feuchteausgleich) zu überspielen.

Bilder…

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Blick von der Eisenbahnstraße auf unser Haus. Im Schaufenster (mitte) war die Projektion zu sehen.

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Im Erkerzimmer: Hausbewohner und Haushalten-Vorständler. Zuordnung der Gesichter als leichte Übung für Leserin und Leser

Türchen bauen

Monday, May 21, 2007

(jo) Gestern erste Tür zwischen dem Erkerzimmern (Galerie) und einem Nachbarraum gesetzt. Das Türblatt stammte von der Baustelle Thietmarstraße, eine schöne, aber etwas kurze Massivholztür mit Kassetten.

Der Türrahmen ist notgedrungen Eigenbau: Gestern und heute entstand der tragende, unsichtbare Teil der Zargen aus drei Latten.

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Hier hängt die Tür das erste Mal im Rahmen

Er ist mit der Wasserwaage ausgerichtet, dann mit Klötzchen an den tragenden Balken festgeschraubt. An der linken Zarge sind die Scharniere (richtiger, die Bandunterteile) befestigt. Es sind neue aus dem Baumarkt, leider zu klein.

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Die Klötzchen stützen und stabilisieren die Bänder und, später, das Schloss

Das untere Band musste ich auf ein Brettchen montieren, damit die Tür nicht schief hing.

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Oberes und unteres Band

Tür hängt und hat rundum Luft!

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Als nächstes muss der Rahmen rundum mit glattem Holz verkleidet werden. Für die Bänder und das Schloss müssen in die Verkleidung Schlitze geschnitten werden.

Zwischen Büro und meinem Wohnzimmer muss noch eine zweite Tür rein. Mal sehen, ob ich dafür "richtige" alte Türbänder oder "Fitschenbänder" finde. Die aus dem Baumarkt sind ja viel zu klein.
Otto Pauling in Leipzig hat welche, verlangt aber 10 Euro pro Stück! Da hab ich erst mal nee gesagt.

Wikipedia zum Thema "Fitschenbänder": (wikipedia)

Ebay-Suche nach Tür- und Fitschenbändern: (ebay)

(Der Ausdruck "einen Türken bauen" geht übrigens auf Kempelens genialen Schachtürken zurück.)

Unter Geiern

Thursday, May 17, 2007

(jo) Gestern vormittag waren wir in einem 30er-Jahre-Reihenhauskomplex in der Lindenauer Thietmarstraße. Die Häuser wurden diese Woche geräumt und abgedeckt, am Montag beginnt der Abriss.

Wir haben dort mit Kristian aus dem 2. OG und den drei Vereins-ABMlern nach Verwertbarem gesucht und hatten bald den ganzen Renault4 voller Schätze:

2 Ofenrohre
1 Dauerbrandofen 4.5 KW
2 Holztüren 200×90cm
1 emailliertes Blechwaschbecken
1 Wandgarderobe
1 Kinderstuhl (Stahlrohr)
1 Türschloss mit Drückergarnitur und Schlüssel
1 Opalglasleuchte
1 Ofentür aus Guss
Ascheschubladen und Schürhaken
automatische Sicherungen und FIs

Was sonst als Müll oder Buntmetall im Container gelandet wäre, ist für uns nicht nur brauchbar, sondern (Türen, Ofen) eigentlich auf keinem anderen Weg zu beschaffen. Der Raubzug hatte den Segen des Abrissunternehmens. Aber natürlich blieben wir nicht lange allein auf der Baustelle. Schon nach zwei Stunden leisteten uns drei Punks ("Wir suchen Sanitärsachen") und ein Balte (offenbar auf Gasöfen spezialisiert) Gesellschaft.

Wolfgang ist heute nochmal hingefahren, um Türen und Deckel für Küchenöfen zu organisieren.

Mörtel, Mauerreste, Morgenurin

Wednesday, May 16, 2007

(jo) Gestern Container. Endlich. Termin vorher zweimal geplatzt. 10 Leute halfen: Bauschutt aus EG und 1. OG. 6 Kubik oder 9 tonnen schafften wir in 3 Stunden mit Schaufeln und Eimern aus dem haus.

So, der Morgenurin. Glaubt es oder lasst es bleiben. Gestern kriegte ich einen Schwall ab, als ich das Kanalrohr (Handwerkerjargon fuer Abflussrohr) im linken Bad reparierte. Heute machte die BILD damit auf. nicht mit meinem Malheur, sondern mit der angeblich schönheitsspenden Wirkung. Hier der Beweis:

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Das mit dem Kanal will ich nochmal kurz erklären, wir bloggen hier ja nicht zum Spaß.

Diese Rohre sind überall im Haus billig, aber wartungsunfreundlich angelegt. 40cm über dem Badezimmerfussboden sind jeweils 4 Abzweige seitlich, im 90-Grad-Winkel, dicht übereinander ins Kanalrohr eingeklebt: Spüle (via Wanddurchbruch zur Küche), Waschbecken, Klo und Badewanne. Die alten Rohre sind aus Thermoplast und wurden mit Hitze passend gemacht und mit Kleber fest verbunden.

Uns war der 100mm-Abzweig zum Klo dicht am Kanal abgebrochen. Wir scheiterten damit, alte oder neue Rohre in die Bruchstelle einzusetzen. Einmal, weil die Öffnung eng und unregelmäßig ist, zum anderen, weil wir aufgrund der Kürze des Rest-Abzweigs (knapp ein Zentimeter) das neue Rohr tief in den Kanal hätten hineinragen lassen müssen, was sicher irgendwann zu Verstopfungen Anlass gegeben hätte.

Ich sägte also rund 50cm Kanalrohr heraus und setzte neue Abzweige (Muffen mit Gummilippen, die sich übereinander, aber auch über die alten Rohre schieben lassen) ein. Hätte gerne mehr vom alten Rohr gerettet, aber die Abzweige saßen so dicht übereinander, dass nie genügend glattes, senkrechtes Rohr übrig geblieben wäre, so dass die Gummilippen der neuen Muffen vollständig hätte schließen können.

Natürlich hatte ich vorher bei allen Wohnungen über unserer geklingelt. Niemand schien zuhause. Sonst hätten sie zwei Stunden Kloverbot bekommen. Aber Nachbar M. schlief fest, überhörte das Klingeln. Kaum lag der Kanal offen, erwachte M. und pisste mir 250ml frischen Morgenurin über Hände und Werkzeug. Ich rauchte dann erstmal eine mit ihm und wir reparierten den Kanal anschließend in Tiemwörk.

Und wenn BILD Recht hat, bleiben die Sägeblätter von Stund an immer scharf, der Dremel erhält immerwährende Gewährleistung, und ich kriege Alabasterhände wie eine litauische Prinzessin. Oja, jede Wahrheit braucht eben einen Mutigen, der sie auf 200 Anschläge nebensatzfrei zurechtschneidet, bis nurmehr Lügen übrig bleiben.

Kachelofenkunst

Thursday, May 3, 2007

(jo) Auf "unserer" Etage stehen vier schöne Kachelöfen "Münchner" Bauart. Leider fehlten (wie im ganzen Haus) die Roste und Ofentüren, und Kacheln im Türbereich waren zerbrochen.

Der Ofensetzer, der sich darum kümmern wird, ist ein alter Handwerker, der schon 1972 mit dem Baukombinat unterwegs war, also damals, als in der Eisenbahnstraße die Altbauwohnungen saniert wurden. Damals hieß sie natürlich noch Ernst-Thälmann-Straße.

Auf dem Weg zu einem kleinen Preisnachlass (50 harte Euro pro Ofen) haben wir schon viel über das Handwerk gelernt. Wir mussten nämlich versprechen, die Brennkammern und die Züge selbst auszukehren und die angeknacksten Kacheln zu entfernen. Nach zwei Öfen — soweit sind wir bis jetzt gediehen — sahen Wolfgang und ich aus wie Schornsteinfegermeister oder schlecht geschminkte Morgenlandkinder beim Dreikönigssingen. Dabei war die meiste Asche ja im Müllsack gelandet, alles in allem bestimmt 40 Kilo, und nur ein verschwindender Rest in Nasen, Augen und auf der Haut.

Die Kachelöfen sind aus Lehm und Schamottziegeln gebaut. Über der Brennkammer steigt ein Zug auf, windet sich über zwei oder drei Etagen spiralförmig nach oben, und erreicht in der obersten das Ofenrohr, das die unterwegs wieder abgekühlte Luft zum Kamin führt. Ein zweiter Zug wendelt sich von dort symmetrisch zum ersten nach unten. Er nimmt die hochgewirbelte Asche auf. Nach vier Jahren Benutzung, erklärte mir der Meister, oder bei höhergelegenen Wohnungen auch schon früher, ist er so voll, dass der Ofen nicht mehr "zieht" und beim Heizen stinkt.

Dann ist es Zeit, ihn auszufegen. Dazu nimmt man die glatten Keramikkacheln von der Oberseite ab und öffnet eine weitere Kachel am unteren Ende des "Aschezugs". Das geht ganz leicht, weil der zum Bau verwendete Lehm nur ein paar Spritzer Wasser braucht, um weich zu werden. Dann hebelt man die Kacheln vorsichtig mit einem Schraubenzieher heraus.

Das Werkzeug des Meisters besteht aus Handfeger, zwei großen eisernen Suppenkellen und einer "Ente" genannten Rundbürste mit langem, biegsamem, geflochtenen Drahtstiel. Ausserdem benutzt er noch ein weiteres Küchenutensil, nämlich eine Kastenform. Man schaufelt zuerst so viel Asche wie möglich aus der offenliegenden obersten Etage des Ofens heraus, vorsichtig, um die Lehm-Schamott-Konstruktion nicht zu beschädigen. Anschließend schiebt man Kellen und "Ente" so lange durch die tiefer liegenden Windungen des Feuerzugs, bis die Asche unten aus dem Aschezug herausfällt. Ein bisschen wie Zähneputzen, nur trocken und mit einer Ausbeute von mehreren Eimern schwarzem, bräunlichem und aschegrauem Zahnbelag.

Vom Meister haben wir schließlich noch gelernt, dass die ockerfarbenen Kacheln 22 mal 22 cm messen, früher "sächsische" genannt und in der ganzen DDR verbaut wurden, dass es sich um geschliffene Kacheln ohne umlasierte Kanten handelt, dass sie mit Metallklammern verbunden sind. Ach, es gäbe noch viel zu erzählen aus der geheimnisvollen Kachelofenkunst.

Bilder…

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Der dritte Ofen (Büro) nach seiner Reparatur

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Der vierte Ofen ist der älteste und schönste in der Wohnung