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Wir tragen alle Helm!

Thursday, April 26, 2007


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(jo) Die Gasrohre sind weggeflext, Winkel und Schellen durchgeflext, der erste alte Gasherd kurz-und-kleingeflext. Der Mann im Blaumann wird die Tage nochmal reinschauen, mit frischen Flexscheiben, und sich die Badewannen und den zweiten Gasherd vorknöpfen.

Für das säuberlich sortierte Altmetall (Stahl, Guss, Messing, etwas Kupfer aus dem Herd) wird er etwa 12 Euro pro Fuhre beim Schrotthändler kriegen, sagt er, "der ist in Ordnung, kein Betrüger wie die meisten". Ich bin ja bloß froh, dass Wolfgang und ich das zentnerschwere Zeug nicht zerkleinern und wegbringen müssen. Ich ziehe die Arbeitshandschuhe aus, der Blaumann und ich drücken uns die staubigen und schwieligen Hände, Komplizen sind wir nun, Kameraden. So geht das ab auf Baustellen, Hirnakrobaten und Schreibtischtäter, die ihr nie in der Asche eures Schwammgesichts ein Ohr abgeflext habt oder was.

In Bad und Küche der Idastraßen-Wohnung sind Wände und Decken mit schwarzem Schimmel bedeckt, und das ist weder schön noch gesund noch eine Tautologie. (Weisse Schimmel sind dagegen alles drei, sofern der Züchter und der Tierarzt nicht gepfuscht haben.) Maik und Schulz meinen zwar, der Schimmel säße nur an der Oberfläche, aber er lässt sich an manchen Stellen nur schwer abbürsten, und oben an der Decke blüht er aus allen Ritzen.

Nach ein paar Recherchen im Web (z.B. hier, Vorsicht, ein Baustoff-Fundi) bleibt festzuhalten:

Schimmel wurzelt nicht in der Wand (er braucht organisches Futter), sondern auf dem Putz (Tapete, Staub, Dispersionsfarbe). Begünstigend wirkt Staunässe durch wasserdichte Anstriche oder Tapeten.

Vernünftigerweise verbietet man der Wand also nicht das Atmen:

  • Schimmel mit Brennspiritus abwaschen
  • anschliessend mit Kalkfarbe streichen. Auf alkalischen Anstrichen wächst Schimmel nicht gut (Essigreiniger ist deshalb nix!)
  • leider kann man kalkgestrichene Wände später aber nicht putzen (die Farbe kreidet ab); deshalb die untersten 120 cm mit abriebfester Kalkfarbe (da ist Kaseinbinder drin) streichen.
  • dabei Putz und Anstrich immer von grob nach fein auftragen und die einzelnen Schichten abbinden lassen. Schichtdicke soll 3 x Korngröße betragen, also bei einem groben Putz mit 0,3mm-Korn nicht mehr als einen Millimeter.

Genauso sehen die Altanstriche, die wir unter den Tapeten finden, ja auch aus. Die DDR-Bautrupps beherrschten in den 1970ern dagegen schon alle modernen Techniken: Statt das Feuchteproblem zu lösen, schraubten sie Gipsplatten unter die Decke. Bin gespannt, wie’s darunter aussieht. Mir egal, wenn der Schimmel "guten Tag" sagt. Was muss, das muss. Sind ja hart im Nehmen, wir Männer vom Bau.